Emotionale Gewalt ist auch in der Film- und Bücherkultur ein Thema.
Nachfolgend ein paar Empfehlungen:Filme/Serien:
Der Feind in meinem Bett (1991)
Gone Girl – Das perfekte Opfer (2014)
Girl on the train (2016)
Tinder Swindler
Maid (Netflix, 2021)
Dirty John ( Netflix, 2018)
Weil du mir gehörst (2019)
The Assistant (2019)
Bücher:
Tödlich verliebt (Chris Oeuvray, 2020)
Die Maske der Niedertracht (Marie-France Hirigoyen, 1998)
Manchmal geht es Jahrzehnte bis die Betroffenen merken, in was für einer übergriffigen, misshandelnden Beziehung sie sich eigentlich befinden. Die Erkenntnis, dass das ungesund ist, ist oftmals der erste Schritt in ein neues, besseres Leben. Nachstehend haben wir dir drei Beispiele aus unserem Vereinsalltag/ aus der Selbsthilfegruppe aufgelistet. Es sind ganz normale Beispiele von Betroffenen und wie sie den narzisstischen Missbrauch erlebten:
Das Leben mit einer narzisstischen Mutter
Ich musste in meiner Kindheit jede Aufmerksamkeit und Liebe von meiner Mutter verdienen. Trotzdem war ich mir nie ganz sicher, ob es reicht, ob es genügend ist, was ich für sie mache. Solange ich mich so verhielt, wie es sich meine Mutter das wünschte, war alles okay. Wenn ich es wagte, eine eigene Meinung zu haben oder mich anders zu verhalten, folgten drakonische Strafe. Oft wurde ich dann für Bagatellen unverhältnismässig hart bestraft. Spielten wir nicht nach ihren Regeln, wurden meine Geschwister und ich mit harten Sanktionen bestraft. Dies waren beispielsweise Essensentzug oder sie redete mit mir tagelang nicht mehr. Ab und zu fuhr sie mit meinen Geschwistern auch alleine in den Urlaub. Zu ihrem 40. Geburtstag wurde ich damals ganz bewusst nicht eingeladen, alle anderen schon. Wir lernten uns so zu äussern und im Haushalt so zu bewegen, dass wir möglichst wenig anecken und sie provozieren. Immer wieder drohte sie meinen Geschwistern und mir auch mit Selbstmord, wenn wir nicht uns so verhalten, wie sie das gerne wollte. Gerne fuhr sie mich extra zu spät an Schulanlässe, weckte mich morgens nicht, versteckte mir die Hausarbeiten oder holte mich ganz bewusst erst eine halbe Stunde nach Veranstaltungsende ab. Ich kann mich an keinen Schulanlass erinnern, an dem sie die ganze Zeit dabei gewesen wäre. Oftmals erschien sie gar nicht, manchmal für ein paar Minuten. Sie wollte sich unbedingt überlegen fühlen, ich durfte nicht erfolgreicher werden als sie es war. Also sabotierte sie, so oft es ging. Dies ging so weit, dass sie auch ganz bewusst Unwahrheiten im Dorf und an meinen Freundinnen über mich erzählten, so dass sich die Menschen von mir abwendeten, Freundschaften kaputt gingen. Meine Mutter sagte uns auch gerne, dass sie wegen uns keinen neuen Mann findet. «Wer möchte schon eine alleinerziehende Mutter mit so unartigen Kindern?», sagte sie dann ganz vorwurfsvoll an uns gerichtet. Für ihren Körper waren wir auch persönlich verantwortlich. Nur wegen uns habe sie die Bindegewebsrisse an Bauch und Beine. Wir hätten sie körperlich verunstaltet. Es verging keine Woche, in der sie uns nicht entweder für ihr Liebesleben oder für ihren angeblich unperfekten Körper verantwortlich machte. Mittags waren wir uns nie sicher, ob auch gekocht war, wenn wir von der Schule nach Hause kamen. Wenn wir morgens die Milch nicht getrunken hatten oder sie einfach einen schlechten Tag gehabt hatte, verweigerte sie das Kochen. Abends mussten wir uns oft eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, weil sie nicht daheim war und auch keinen Babysitter organisierte. Ich war damals acht Jahre alt, meine Geschwister jünger. Später verweigerte sie sich, mir das Essensgeld für das Auswärtsessen an den höheren Schulen mitzugeben. Sie meinte, ich könne mir ja ein Jogurt aus dem Kühlschrank mitnehmen, das würde ja für ein Mittagessen reichen. Nur leider war der Kühlschrank chronisch leer. Ihr Portemonnaie auch. Das Geld gab sie gerne für Statussymbole wie sehr teure Kleider, Accessoires und Ausgang für sich selbst aus, weil sie dachte, sie könne sich damit in ihre bevorzuge Gesellschaftsschicht «einkaufen». Für uns Kinder war das Geld aber immer knapp oder nicht vorhanden, der leere Kühlschrank begleitete uns durch die Kindheit. Spätestens mit dem Eintritt in die Pubertät war ich ganz offiziell ihre persönliche Konkurrentin. Sie versuchte selbst meine Liebespartner auszuspannen. Mindestens einmal gelang ihr das auch. Gegen Aussen spielte sie gerne die perfekte Mutter, sobald niemand mehr hinsah, waren wir ihr völlig egal und sie überliess uns manchmal tagelang unbeaufsichtigt unserem Schicksal. Aber wehe, jemand wagte es, genauer hinzuschauen. Dann war sie die aufopfernde, alleinerziehende Mutter, die von ihren Kindern nur Undank bekommt für all ihre Opfer, die sie jeden Tag macht.
Narzissten in einer Liebesbeziehung
Mein Gott, war das ein schöner Beginn. Ich wurde mit Geschenken und Aufmerksamkeiten überschüttet. Wir hatten eine telefonische Standleitung zueinander, er schickte mir so viele Blumen ins Geschäft, lud mich auf teure Auslandsreisen ein, wollte die ganze Zeit mit mir Essen gehen. Er holte mir die Sterne vom Himmel, lobte mich über den Klee. Sagte, ich sei seine Traumfrau. Die Frau, auf die er sein ganzes Leben gewartet hätte. Und dann, Zack-Bumm, von einem Tag auf den anderen war da diese grosse Distanz. Er zog sich komplett zurück. Plötzlich musste ich um jede Aufmerksamkeit kämpfen, alles andere war für ihn wichtiger. Natürlich suchte ich den Fehler bei mir. Was habe ich falsch gemacht, um ihn so zu verärgern? Ich versuchte mich zu verstellen, kleidete mich so, wie er das wollte. Äusserte mich so, wie er das wollte. Brach den Kontakt zu meinem Umfeld ab, weil das anscheinend nicht gut genug für mich war. Doch die Anfangszeit, die kam nie mehr zurück. Also beschloss ich, noch härter an mir zu arbeiten. Ich hab mich noch mehr verändert. Als er anfing, mir unseren Rasen im Garten als blau zu verkaufen, habe ich ihn irgendwann wirklich als blau wahrgenommen. Aber selbst dann, zeigte er mir keine grossen Liebesschwüre mehr, sondern meinte nur, ich sei mental offensichtlich am Limit, wenn ich den Rasen in blau sehen würde. Also riss ich mich noch mehr zusammen. Jedes Mal wenn er ausflippte, weil ich das Jogurt in die falsche Kühlschrankecke gestellt habe oder einen seinen Freunden tiefer in die Augen geschaut habe, als er das für notwendig betrachtete, redete ich mir ein, dass er halt nicht anders kann. Er ist halt ein Choleriker, sagte ich mir und erinnerte mich an die schöne Anfangszeit, aus der ich Kraft zog für diese dunklen Stunden. Abends hatte er oftmals nach seinem Arbeitsalltag keine Energie mehr, also schauten wir Fernsehen. Aber nur immer die Programme, die er für sinnvoll betrachtete. Wenn ich etwas schauen wollte, hiess es immer, dass sei nur etwas für ganz einfache Leute und seiner nicht würdig. Hatte er es streng im Geschäft, missbrauchte er mich als sein persönlicher Blitzableiter. Dann wurde ich verbal erniedrigt. Gerne stellte er mich auch als Dummerchen dar oder als jemand, die nur auf fremde Kosten lebte und nichts im Leben erreichte. Natürlich entschuldigte er sich nach diesen verbalen Entgleisungen nie, weil ich ja selber schuld sei, dass er so ausrastete. Ab und zu stand aber wieder ein Blumenstrauss auf dem Tisch, so wie damals am Anfang. Als die Kinder kamen, hörte ich mit dem Arbeiten auf. Wir hatten nun ein gemeinsames Konto, auf den er einen Teil seines Lohnes einzahlte. Je nachdem wie ich mich in seinen Augen verhielt, waren das im Monat nur ein paar 100 Franken oder ein paar 1000. Er kontrollierte mich mit dem Geld. Mir war das auch egal, weil mir Geld nicht viel bedeutete und ich auch mit wenig Geld haushältern konnte. Ich wollte für die Kinder eine stabiles Umfeld und ich kannte keine Ehe, bei der immer alles rund lief. Also brach ich auch da ein Opfer und schaute galant darüber weg. Er kontrollierte auch genau, wie viel Informationen ich über sein Leben bekomme. Als er eine grosse Veränderung im Geschäft machte, habe ich das nicht von ihm erfahren, sondern Monate später per Zufall an einem Apéro von einer Drittperson. Wurde ich krank und hätte Unterstützung im Haushalt gebraucht, meinte er nur, ich hätte ja die Kinder gewollt und ich solle mich nicht so anstellen. Gerne erzählte er gegenüber Dritten auch die Geschichte, wie stark ihn die letzte Geburt mitgenommen habe. Er sei danach so erledigt gewesen, dass er sich zwei Tage lang davon erholen hätte müssen. Die Geburt war eine ganz normale Spontangeburt ohne Komplikationen. An schlechten Tagen versteckte er mir auch gerne den Autoschlüssel, um mir dann ganz besorgt zu sagen, ich solle doch bitte mich abklären lassen, wenn ich psychisch so am Anschlag laufe, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern könne, wo ich den Autoschlüssel abgelegt habe. Irgendwann bemerkte ich seine Untreue. Der rote Lippenstift auf der Innenseite seines Hemdkragen war ein eindeutiges Indiz. Als ich ihn darauf ansprach meinte er nur so: Das hast du bestimmt selber gemacht, um mich blosszustellen. Wie kannst du mir das nur antun?»
Narzisst im Geschäft
Er war eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Jemanden, den man bewunderte für seinen beruflichen Werdegang. Alles schien ihm zu gelingen. Er war der Inbegriff von Erfolg. Umso mehr freute ich mich, als ich eingestellt wurde. Ich wollte alles perfekt machen, um möglichst viel aus dem Arbeitsverhältnis für meine berufliche Laufbahn mitzunehmen. Doch meine Leistung war in seinen Augen nie gut genug. Im Gegenteil, während er mich für meine Arbeit gerne fertig machte und meinte, sie sei schlecht, schmückte er sich gegen aussen gerne mit meiner Leistung und verkaufte sie als seine eigene. Er erwartete auch, dass man 24 Stunden verfügbar war. Gerne auch im Urlaub. Alles war immer wahnsinnig dringend, wenn er anrief. Er sah sich als Nabel der Welt. Als Genie der Branche. Als Messias, auf den alle gewartet haben und vor dem alle zu Knie kriechen müssen. Er konnte gegen aussen sehr charismatisch auftreten. Wenn er den Raum betrat, dann drehten sich die Leute zu ihm um. Er liebte das Bad in der Menge. Aber wehe, man wagte es seinen Worten zu widersprechen, dann musste man dafür büssen. Beispielsweise bekam man dann die unbeliebten Schichten oder die Urlaubseingabe wurde abgelehnt. Für die hartgesottenen, die sich auch davon nicht beeindrucken liessen und trotzig Widerrede gaben, überlegte er sich ganz boshafte Aufgaben. Als die Kollegin ganz hübsch zurechtgemacht zur Arbeit erschien, weil sie abends noch einen privaten Event hatte, scheuchte er sie bei 35 Grad durch die ganze Stadt. Die arme Kollegin war abends so durchschwitzt, dass sie damit nicht mehr direkt an ihren Event gehen konnte. Sie kam zu spät, weil sie noch einen Umweg nach Hause machen musste. Gerne «vergass» er auch, über wichtige Informationen zu berichten. Die Einladung zum Meeting ging verloren oder die Information, dass das Geschäft ausnahmsweise am Freitag geschlossen hat. Seine Sekretärin agierte dabei als Flying Monkey und wäre ihrem Chef nicht einmal in den Rücken gefallen. Im Gegenteil, sie hat seine Lügen stets bestärkt Irgendwann verschwanden auch Ausdrucke aus dem Drucker. Etwas später fing er damit an, die Realität zu verzerren. Zum Beispiel löschte er mir aus der Cloud wichtige Informationen, um mich dann vor Kunden zu «retten» und sich als Held aufzuspielen. Zuerst dachte ich, ich werde einfach gemobbt. Aber als ich das Spiel durchschaute, kümmerte ich mich um eine neue Arbeitsstelle. Er sah die Kündigung als Majestätsbeleidigung an und schikanierte mich zum Abschied nochmals so richtig: Ein faires Arbeitszeugnis musste ich vor Gericht einfordern. Der Richter diktierte damals jeden Satz. Den letzten Lohn zögerte er unter vielen Ausreden monatelang raus. Und ich bekam mit, wie er in der Branche versuchte meinen Namen in den Dreck zu ziehen.